5. MAI BIS 25. MAI 2016

VOLKSKUNDE MUSEUM 
MONATSSCHLÖSSL HELLBRUNN
5020 SALZBURG

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T +43-662-62 08 08-500
office@salzburgmuseum.at


ÖFFNUNGSZEITEN 2016

24. März bis 1. November
(Winter geschlossen)
täglich 10–17.30 Uhr


EINTRITTSPREISE


Täglich Brot - Zeitgenössische Interpretationen

Kurzinformation

Die Ausstellung „Täglich Brot“, zu sehen im Monatsschlössl des Salzburg Museums, präsentiert künstlerische Werke Studierenden der Bildnerische Erziehung im Department für Bildende Künste, Kunst und Werkpädagogik der Universität Mozarteum in Salzburg. Die Arbeiten in so unterschiedlichen Medien wie Fotografie, Video, Plastik, Grafik und Keramik wurden im Rahmen der Lehrveranstaltung Aktuelle Kunst zum Thema „Gebildbrote und Brot als Medium kreativer Prozesse bis in die zeitgenössische Kunst“ gestaltet (Betreuung Bernhard Gwiggner/Eva Jandl-Jörg/Beate Terfloth). Mit ironischem und kritischem Blick wird das Thema Brot reflektiert und dadurch in seiner vielfältigen Bedeutung sichtbar gemacht. Die durch einige historische Gebildbrote aus der Volkskundlichen Sammlung des Salzburg Museums ergänzten zeitgenössischen Werke ergeben eine hoch interessante Schau über ein kulturell verbindendes und weltweites Grundnahrungsmittel.
Die Ausstellung steht zeitlich im Zusammenhang mit dem 40jährigen Jubiläum des Departments (Departmentleiter: Dieter Kleinpeter) in der Universität Mozarteum.

Kuratorisches Statement

Die Studierenden haben sich in unterschiedlicher Weise dem Thema Brot genähert. Drei der Studentinnen beschäftigen sich in ihren fotografischen und auch filmischen Arbeiten mit der Frage, wann, wie und warum man Brot isst.
Julia Jordan hat ihr nahes Umfeld detaillierten Beobachtungen unterzogen. Sie hat Familie und Freunde aufgefordert, das persönliche Lieblingsbrot zuzubereiten und zu erzählen, wann und wo es gegessen wird. Geschieht das Essen alleine oder in Gemeinschaft, ist es Zwischen- oder Hauptmahlzeit etc. Die Zutaten und die Zubereitung durch die Protagonisten hat die Künstlerin in einer Serie fotografisch dokumentiert, und sie zeigt damit ein sehr individuelles und facettenreiches Bild von Brot als Nahrungsmittel in unserer westlichen Gesellschaft.
Die filmische Arbeit von Ines Ruhs stellt mit ironischem Blick das Gewohnte auf den Kopf, da wird Fleisch zu Brot und umgekehrt. Mit ihrer spielerischen Performance lädt sie den Betrachter zur Reflexion über landläufige Gewohnheiten zum belegten Brot ein.
Eine ins sinnliche und widersinnige verschobene Welt zeigt uns Sylvia Caba in ihrer Videoarbeit. Auf den ersten Blick meint man, die Künstlerin beim Teigkneten zu beobachten. Ein an sich einfacher Vorgang, an dessen Ende normalerweise der in Form gebrachte Teigling steht, aber nicht so hier. Das händische Kneten steigert sich zu einer gestisch immer intensiver und wilder werdenden Bearbeitung, und durch die Geräusche des Films kippt die Situation dann vollends ins Irreale. Der Sinn im Unsinn könnte die Botschaft für einen Betrachter sein, der am Ende vielleicht etwas ratlos aber fröhlich zurückbleibt.
Die Künstlerin Johanna Schwarz arbeitet assoziativ mit dem Begriff Brot. Persönlich verbindet sie damit Wärme, den Geruch von frisch gebackenem Brot und eine heimelige Behaglichkeit. Als einheitliches Symbol für diese Begriffe wählt sie die Wärmflasche. Diese wird in eine keramische Form umgesetzt, um darin essbare Objekte zu backen und feinen Brotduft zu verbreiten.
Den globalen Blick nimmt Thomas Rainer mit seiner metallischen Weltkugel auf. Der Künstler hat Statistiken über den Hunger in der Weltbevölkerung in Teig übertragen. Die massive und virulente Nahrungsmittelknappheit wird durch veränderte Größenverhältnisse einzelner Länder visualisiert. So schrumpft dann beispielsweise der afrikanische Kontinent aufgrund der Unterversorgung auf die Größe von Europa. Es entstand eine gesellschaftskritische Arbeit, in der die Aufforderung mitschwingt, auch einen Blick auf andere Teile der Welt zu werfen und bewusster mit Nahrungsmitteln umzugehen.
Mit einem Augenzwinkern betrachtet die Künstlerin Sarah Oswald die historischen und heute skurril wirkenden Anweisungen über das Verhalten während dem Backen von Gebildbroten. Sie löst die historischen Texte aus ihrem Zusammenhang und ergänzt diese Sammlung durch eigene erfundene Geschichten und Bilder. Man meint, bei den Originalen ironische Texte vor sich zu haben, und es wird erst angesichts der Fußnoten klar, dass es sich bei vielen Ausschnitten um historisches Material handelt. Um authentische Texte, die vor einigen Jahrzehnten noch in ganzer Strenge von der frommen und oft abergläubischen ländlichen Bevölkerung umgesetzt wurden. 
Das Brot als religiöses Symbol für den Leib Christi nimmt Elisabeth Scheicher in ihrer Arbeit auf. Die Künstlerin beschreibt, wie ihr in der Kindheit viele Rituale der katholischen Kirche unheimlich und unverständlich waren und bis heute sind. Diese Fremdheit setzt sie künstlerisch in einer Monstranz um, die sie aus profanem Material, nämlich aus maschinell gefertigten Backwaren (Knabbergebäck) kleinteilig zusammensetzt. Es ist auch eine kritische Auseinandersetzung mit der katholischen Kirche als Institution und damit, wie willkürlich christliche Nächstenliebe oft angewandt wird.
Rita Pöll ist aus ihrem Auslandsemester mit einer speziellen Brotart auf uns zugekommen. Die Künstlerin war für ein Semester in Afrika und hat dort unter anderem gelernt, Brot auf heißen Steinen zu backen. Aus ihrer Heimat Südtirol kennt sie das gemeinsame Essen aus einer Schüssel. Sie bringt das afrikanische Brot nach Europa und bäckt es über einer halbrunden Form, bis eine Schüssel aus hauchdünnem Teig entsteht. Dieses fragile Objekt versammelt zur Eröffnung der Ausstellung alle Besucher um sich. Man steht um eine Schüssel und macht etwas Verbindendes: Man isst gemeinsam.
   

Kuratorin: Dr. Eva Jandl-Jörg

Salzburg Museum