2. FEB. 2018 bis 16. SEPT. 2018
KELTENMUSEUM HALLEIN
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ÖFFNUNGSZEITEN
täglich 9–17 Uhr
Die Himmelsscheibe von Nebra – Aus der Tiefe geboren
Kurzinformation
Während der Bronzezeit, im 2. Jahrtausend v. Chr. war die Region Salzburg ein Zentrum der Welt. Die Kupferlagerstätten des Mitterberg-Reviers um Bischofshofen versorgten große Teile Mitteleuropas mit dem wertvollen Rohstoff und führten die Region zu wirtschaftlicher Blüte. Auch die weltberühmte „Himmelsscheibe von Nebra“, die um 1500 v. Chr. im 600 km entfernten Sachsen-Anhalt im Boden deponiert wurde, besteht aus Mitterberger Kupfer. In einer Sonderausstellung in Kooperation mit dem Ausstellungszentrum „Arche Nebra“ wird der Weg des Kupfers von der Lagerstätte bis in den Norden, vom Rohstoff bis zum Fertigprodukt nachgezeichnet. Sie schildert die faszinierende Welt des bronzezeitlichen Bergbaus mit Originalfunden aus den Stollen des Kupferreviers und präsentiert die astronomischen und kultischen Geheimnisse der Himmelsscheibe.
Kuratorisches Statement
Die Himmelsscheibe von Nebra, die 1999 von kriminellen Raubgräbern im Zentrum des deutschen Bundeslandes Sachsen-Anhalts gefunden wurde, ist eines der spektakulärsten Objekte der europäischen Urgeschichte. Die flache Kupferscheibe ist mit Goldauflagen verziert, die Gestirne, Sonne und Mond sowie bootsartige Objekte darstellen. Form und Position dieser Auflagen legen nahe, dass es sich um die realistische, genau bemessene Wiedergabe des nächtlichen Sternenhimmels der Zeit um 1500 v. Chr. handelt. Die Mondsichel, ihr Bezug zur Sonnenscheibe, vor allem aber das Sternbild der Plejaden zeigen, dass die Himmelsscheibe als astronomisches Instrument zur Bestimmung präziser Kalenderdaten eingesetzt wurde. Nach dem Ende dieser Funktion wurde sie eine Zeit lang als Kultobjekt verwendet und schließlich zusammen mit weiteren Objekten in der Erde deponiert.
Die modernen archäologischen und naturwissenschaftlichen Analysen der Himmelsscheibe erbrachten den Nachweis, dass sie aus Kupfer hergestellt worden war, das aus dem Bergbaurevier um Bischofshofen im Land Salzburg stammte. Seit dem Beginn der Bronzezeit um 2000 v. Chr. förderte man hier den in ganz Europa begehrten Rohstoff zur Herstellung von Waffen, Werkzeugen, Geräten und Schmuck. Das Mitterbergrevier gilt daher als eines der wichtigsten europäischen Bergbauzentren, indem sich Wirtschaftskraft, politische Macht und militärische Stärke konzentrierten. Die Kombination dieser sozio-ökonomischen Faktoren spiegelt sich sinnfällig im Depotfund vom Pass Lueg, in dem der weltberühmte Helm, Bergbauwerkzeuge und Rohstoffe an einem wichtigen Verkehrsweg vereint sind.
Der Fundort der Himmelsscheibe und die Herkunft ihrer Rohstoffe zeigen, dass sich das Netzwerk der bronzezeitlichen Eliten folglich über gewaltige Distanzen spannte und vermutlich auch der Verbreitung technologischer Impulse, mentaler Konzepte und Ideen diente. Die Ausstellung will diesen Mustern überregionaler Kontakte nachgehen und präsentieren, wie der wirtschaftliche, soziale und ideelle Austausch zwischen weit entfernten Gesellschaften der europäischen Bronzezeit stattfand. Auf diese Weise soll der Weg des Kupfers von den Lagerstätten der Inneralpen bis zum fertigen Kultobjekt und Instrument nachvollzogen werden. Der hohe Stand der damaligen Technik zeichnet sich sowohl in den komplexen Abbau- und Aufbereitungsmechanismen des Mitterberger Montanreviers, als auch in den komplexen mathematisch-astronomischen Inhalten der Himmelsscheibe ab. Als Herrschaftswissen dienten beide Komponenten der Macht und Kontrolle bronzezeitlicher Eliten.
Kuratierung: Bettina Pfaff M.A. (Nebra), Dr. Holger Wendling M.A.
Foto: Ausschnitt aus: Himmelsscheibe von Nebra, Bronze und Gold; Foto Juraj Lipták