ZEITSPRÜNGE
URSPRÜNGE
Reise in die Urgeschichte Salzburgs
Raum & Zeit
Was ist Urgeschichte?
Erst seit rund 2.000 Jahren beleuchten schriftliche Nachrichten die Geschichte der Menschen in Mitteleuropa. Vor der römischen Okkupation um 15 v. Chr. dokumentieren archäologische, nicht schriftliche Quellen die Urgeschichte. Reste der materiellen Kultur finden sich in Siedlungen, Gräbern und Produktionsstätten. Diese archäologischen Funde und Befunde dienen der zeitlichen Einordnung und Rekonstruktion der Kulturen der Stein-, Bronze- und Eisenzeit. Die Ur- und Frühgeschichtliche Archäologie im Land Salzburg untersucht alle Aspekte des Lebens seit 10000 v. Chr.: das Verhältnis von Mensch und Umwelt, Krankheit und Tod, Religion und Glauben, die Sozialstruktur sowie die wirtschaftlichen und kulturellen Kontakte der Bevölkerungsgruppen.
Mensch – Umwelt – Siedlung
Der Mensch formt die Umwelt
Seit 10000 v. Chr. gingen kleine umherstreifende Gruppen in einer waldreichen Landschaft auf Jagd und lagerten unter Felsvorsprüngen, in Zelten oder Hütten. Die sesshaften Bauernkulturen der Jungsteinzeit griffen ab 4000 v. Chr. erstmals massiv in den Naturraum ein: Mit Feuer und Steinbeilen rodeten sie den Wald, um Acker-, Weide- und Siedlungsland zu gewinnen. Durch den Holzeinschlag für den bronzezeitlichen Bergbau und die Verhüttung der Kupfererze auf dem Mitterberg entstanden Freiflächen, die Erosion und Erdrutsche begünstigten. Ab 200 v. Chr. verschlangen die Häuser und Befestigungen der ersten Städte der Eisenzeit enorme Mengen an Bauholz. Die Bevölkerungskonzentration auf engem Raum schuf Probleme der Hygiene und Trinkwasserversorgung, die anhaltende Rohstoffausbeutung führte zu gefährlichen Schwermetallbelastungen.
Glaube – Mythos – Opfer
Archäologie der Religion
Nur wenige archäologische Quellen geben direkte Hinweise auf die Glaubensinhalte und Religion urgeschichtlicher Kulturen. Opfer dienten zu allen Zeiten als Gabe für höhere Mächte; Heiligtümer sind dagegen selten überliefert. Die Opferung oder Deponierung wertvoller Metalle, prunkvoller Waffen, kostbaren Geschirrs und lebensnotwendiger Speisen und Getränke verfolgte viele Ziele: Die Menschen erhofften sich Beistand in schwierigen Lebenslagen wie Geburt und Krankheit oder in Konflikten und Gefahren. Zum Dank für Hilfe und Schutz bei Reisen, für reiche Ernten oder erfolgreiche Jagd erhielten die höheren Mächte einen Teil der Beute oder des Ertrags. Die Opfergaben versenkte man in Seen oder Flüssen, vergrub sie als Hort, übergab sie auf Brandopferplätzen dem Feuer oder deponierte sie auf Passhöhen.
Macht & Ohnmacht
Gesellschaft – Reichtum – Hierarchie
Die Kulturen der 10.000-jährigen Salzburger Urgeschichte besaßen ganz unterschiedliche Gesellschaftsordnungen. Das komplexe soziale Gefüge unterschied sich nach Größe der Gemeinschaft, ihren wirtschaftlichen Grundlagen oder ihren religiösen Vorstellungen. Häufig führten der Landbesitz, wirtschaftliche Kontakte oder der Zugriff auf Rohstoffe zur Entstehung gesellschaftlicher Rangordnungen. Die Ausbeutung von Kupfer, Eisenerz oder Salz erbrachte großen Reichtum, der wirtschaftliche und soziale Kontakte förderte. Ferne Güter, wertvolle Waffen und reicher Schmuck versprachen Ansehen und Prestige. Die Kontrolle über Handel, Land und Menschen führte zu sozialem Ungleichgewicht und Rivalität: Einzelne Gruppen übten Macht über andere Teile der Bevölkerung aus.
Diesseits & Jenseits
Eine Frage des Glaubens: Grab & Beigaben
Der Tod eines Menschen stellt einen einschneidenden Moment im Miteinander einer Gemeinschaft dar. Er prägt Gedanken, Formen und die materielle Darstellung des sozialen Lebens. Gräber gehören daher zu den wichtigsten Quellen der Ur- und Frühgeschichtlichen Archäologie. Sie informieren über Weltanschauungen sowie den sozialen Status der Bestatteten und ihrer Hinterbliebenen, die den Bau der Grabanlagen und die Ausstattung der Toten übernahmen. Die Mitgabe von Objekten in das Grab diente mehreren Zwecken: Die Toten wurden mit Speise, Trank und allem Notwendigen für das Jenseits versorgt. Zugleich sollten die Pracht der Beigaben und der Totenfeier die Bedeutung der Verstorbenen und ihrer Angehörigen spiegeln. Oft markierten Stelen oder Grabhügel die Bestattung und vermittelten je nach Aufwand und Größe soziales Ansehen.
Fremd(es) in Salzburg
Kontakte & Kommunikation
Die urgeschichtlichen Menschen nutzten die idealen Verkehrsverbindungen, die die Salzach und ihre Zuflüsse sowie die Alpenpässe der Tauern boten. Wichtige europäische Handels- und Kommunikationsrouten durchliefen die Täler und verbanden das Voralpenland mit dem Mittelmeerraum. Entlang dieser Wege wanderten Menschen, Waren und Ideen und schufen ein engmaschiges Netz kultureller Kontakte. Nicht immer gelangten Objekte durch direkten Handel in die Region. Meist erreichten sie die Menschen etappenweise, durch Weitergabe von Hand zu Hand. Neben wirtschaftlichem Austausch belegen sie soziale Kontakte. Viele Objekte dienten als Freundschafts- und Gastgeschenke und besiegelten politische Bündnisse. Mitunter zeugen „fremde“ Tracht oder Bewaffnung von der Migration einzelner Personen oder einer Heirat in die Ferne.
Salzburg Museum | Keltenmuseum Hallein
ab 7. November 2014