Irma von Troll-Borostyáni, Eduard Ellinger, 1876–81, Salzburg Museum
Irma von Troll-Borostyáni, Eduard Ellinger, 1876–81, Salzburg MuseumKlicken um Bild zu vergrößern

„Emanzipationsgelüste“ der Frauenbewegung

  

Dass Irma von Troll-Borostyáni im provinziellen Salzburg außer ihren Freundinnen wenig gleichgesinnte Menschen traf und sich zunehmend isoliert fühlte, verwundert kaum – die Frauenbewegung fand hier spät und nur zaghaft Niederschlag. Einige Jahre war sie Mitglied der Salzburger Literatur- und Kunstgesellschaft "Pan", die sich zweimal monatlich im Hotel Roter Krebs traf. Seit 1902 war sie auch Mitglied im Salzburger Freidenkerverein, der einen nicht-religiös motivierten Humanismus vertrat. Als blasphemisch wurde ihr "Katechismus der Frauenbewegung" (1903) allein schon aufgrund des Titels abgelehnt. Gleichzeitig betont der Titel aber auch die visionäre Kraft der Frauenbewegung.

  

Was wollen Sie von einer Stadt, die eine katholische Universität gründen will. Man weiß, was das heißt. Von einem Umgang mit ‚kongenialen’ Geistern kann natürlich keine Rede sein.
Aus: Brief von Irma von Troll-Borostyáni an Bertha von Suttner, 6. August 1886

Die Salzburger Frauenwelt (ich verkehre mit niemandem, aber ich kenne sie) ist teils entschieden gegen die Frauenemanzipation, teils furchtbar lethargisch.
Aus: Brief von Irma von Troll-Borostyáni an Auguste Fickert, 12. März 1892

  

Bereits 1878, als Irma von Troll-Borostyáni in Budapest lebte, erschien ihr erstes Buch mit dem sprechenden Titel "Die Mission unseres Jahrhunderts. Eine Studie über die Frauenfrage", das auf mehr Kritik als Zustimmung stieß und zu den ersten wichtigen deutschsprachigen Publikationen zur Frauenfrage überhaupt zählt. Mit ihren Schriften, u. a. dem von ihr als Hauptwerk bezeichneten Buch "Im freien Reich", trug die Vertreterin des radikalen Flügels, die einen egalitären Grundsatz vertrat, wesentlich zur Verbreitung der Ziele der bürgerlichen Frauenbewegung bei: Zugang zu höherer Bildung und zu den Universitäten, uneingeschränkte Berufsausbildung und -ausübung und das Wahlrecht für Frauen sowie der Kampf gegen Prostitution.

Gemeinsam mit ihrer Schwester Wilhelmine zählte Irma von Troll-Borostyáni zu den Gründungsmitgliedern des Allgemeinen Österreichischen Frauenvereins und bemühte sich mit Auguste Fickert (1855–1910) um die Abhaltung des ersten österreichischen Frauentages zu Pfingsten 1892, der allerdings nicht zustande kam. Sie beteiligte sich an den Diskussionen der österreichischen und deutschen Frauenbewegungen und war mit zahlreichen prominenten internationalen Frauenrechtlerinnen vernetzt. So verfasste sie z. B. einen Kommentar in der von Elizabeth Cady Stanton in den USA herausgegebenen "Woman’s Bible". In der in Milwaukee erscheinenden deutschsprachigen Zeitschrift "Der Freidenker" zählte sie zu den Stammautorinnen.

   

>>> zur Hauptseite: Ungehalten – Irma von Troll-Borostyani (1847–1912).

   

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