Der Restitutionsfall Helene von Taussig (1879–1942)
Leben – Wirken – Vertreibung
Helene von Taussig lebte im Zwiespalt zwischen „normalem“ Leben in der „besseren“ Gesellschaft und einer unbändigen Berufung zum Künstlertum. Noch dazu fühlte sie sich aufgrund ihres Temperaments und ihres kompromisslosen Charakters zu modernsten expressionistischen Kunstrichtungen hingezogen. Sie nahm dadurch im Rahmen der österreichischen Kunst der Zwischenkriegszeit aus damaliger Sicht eine Randposition ein.
Die Künstlerin lebte zurückgezogen und beteiligte sich nur selten am Ausstellungsleben. Durch ihre Freundin Emma Schlangenhausen wurde sie mit dem großen Schweizer Maler Cuno Amiet bekannt, den sie mehrfach aufsuchte. Sie kannte auch die Pariser Kunstszene und hat nachweislich 1929 in Paris ausgestellt.
Die gebürtige Wienerin lebte seit 1918 in einem avantgardistischen Atelierhaus in Anif. Ihre Beliebtheit in diesem Vorort Salzburgs bewahrte Helene von Taussig nicht davor, dass sie 1940 als Jüdin vertrieben wurde. Sie fand zunächst Unterschlupf in einem Kloster in Wien, wurde aber auch dort aufgespürt und kam in einem NS-Konzentrationslager im besetzten Polen um.
Werk und Restitution
Die hier gezeigten 19 Ölbilder sind alles, was vom Schaffen Helene von Taussigs übrig geblieben ist (drei weitere Gemälde befinden sich in Privatbesitz). Sie gelangten nach der Arisierung des Anifer Hauses auf nicht mehr zu klärende Weise in den Keller des Salzburger Künstlerhauses. Der Salzburger Maler Wilhelm Kaufmann (1901 bis 1999) hatte sie dann bis Ende der 1980er Jahre in seinem Atelier aufbewahrt.
Die Vorbereitungen zur Ausstellung Künstlerinnen in Salzburg (1991) führten zur Wiederentdeckung der tragischen Lebensumstände Taussigs. Die Überreste ihres Werks wurden dem Salzburg Museum übergeben und dort 2002 im Rahmen einer viel beachteten Sonderausstellung präsentiert. In den letzten Jahren waren einzelne Gemälde als Leihgaben auch bei anderen prominenten Ausstellungsereignissen zu sehen.
Vor einiger Zeit leiteten Familienangehörige der Künstlerin ein Restitutionsverfahren ein. Sobald sich alle Erben nach den bundesgesetzlichen Vorschriften des Restitutionsgesetzes geeinigt haben, werden die Bilder zurückgegeben. Vor der Rückgabe soll mit dieser Ausstellung noch einmal die Gelegenheit geboten werden, die künstlerische Hinterlassenschaft Helene von Taussigs geschlossen zu betrachten.
Nachtrag: Am 4. Jänner 2012 wurden alle 19 Gemälde restituiert und an eine Bevöllmächtigte der Erben übergeben. Der Haupterbe hat 11 Gemälde dem Salzburg Museum zum Kauf angeboten. Dieses Angebot nahm das Museum an und ist damit rechtmäßiger Eigentümer dieser 11 Gemälde.
Panorama Museum | Residenzplatz 9
22. Juli bis 7. August 2011
Kurator: Dr. Nikolaus Schaffer