Prima Idea – Barocke Visionen aus der Sammlung Rossacher
Die Sammlung Rossacher
Die Sammlung Rossacher entstand ab den 1950er Jahren und ist ganz dem künstlerischen Entwurf im Barock gewidmet. Der Entwurf ist das bildhafte Festhalten eines ersten Gedankens, der prima idea eines Künstlers für eine neue Aufgabe.
Kurt Rossacher (1918–1988, Germanist, Kunsthistoriker und Kunsthändler) und seine Frau Else (1919–1995) sammelten diese kleinformatigen, meist anonymen Kunstwerke ohne Plan. Genuß war zu Beginn das einzige Motiv. Erst später folgte ein wissenschaftliches Interesse.
Die Sammlung besteht insgesamt aus 139 Ölskizzen, 164 Handzeichnungen und 42 Bildhauerarbeiten. Von 1973 bis 2012 war sie im Salzburger Barockmuseum ausgestellt; heute gehört sie zum Salzburg Museum.
Prima Idea
Für die Neuaufstellung der Sammlung Rossacher musste eine Auswahl getroffen werden. Die Ausstellung spiegelt das Werden der Sammlung wider. Im Vordergrund steht der Wunsch, die Faszination, die von Entwürfen ausgeht, zu vermitteln und nicht die großen Künstlernamen oder die chronologische oder geografische Einordnung. Ziel ist es, die Vielfältigkeit von Entwürfen, ihre Spontaneität, ihre verschieden weit ausgereiften Stadien, das scheinbar Unvollendete und ihren späteren Verwendungszweck zu vermitteln.
Drei Film-Beiträge zu den Schwerpunkten hand signs (Barbara Musil), Skizze und Realisierung (Christian Schrenk) und Restaurierung des Reliefs „Papst Leo der Große trifft Attila“ (Markus Weisheitinger-Herrmann) beschäftigen sich mit dem schöpferischen Prozess aus heutiger Sicht.
Der Entwurf
Diese Zeugnisse erster Gedanken, sozusagen die Geburt eines Kunstwerks, faszinieren nicht nur durch das scheinbar Unfertige, sondern wegen ihrer Verbindung des Sinnlichen der Farbe, des Federstrichs oder des modellierten Tons mit dem Geistigen. Sie sind eigentlich die Originale der Originale. Denn sie wurden ausschließlich vom Padrone einer Werkstatt geschaffen. Für die Ausführungen wurden meist aus zeitlichen Gründen Gesellen beigezogen.
Solche Ölskizzen und Bildhauerbozzetti nannte man cose bellissime, und sie erfreuten sich bei Zeitgenossen wegen ihrer außergewöhnlichen Frische und Leichtigkeit großer Beliebtheit. Schließlich wurde aus der prima idea eine eigene Kunstgattung.
Entwürfe
Entwürfe können in Gruppen eingeteilt werden, die etwas über den Ausführungsgrad oder ihren Verwendungszweck aussagen. Maler, Bildhauer und Architekten fertigten zuerst Zeichnungen an, daher gilt il disegno als der allgemeine Begriff für die künstlerische Idee.
Der ersten Gedankenskizze, dem pensiero, folgte der eigentliche Entwurf, die Ölskizze oder der Bildhauerbozzetto. Das Modell oder modello, das ist das ausgereifte Kunstwerk im Kleinformat, wurde dem Auftraggeber vorgelegt.
In der Ausstellung sind Entwürfe zu sehen, die als Gemälde, Fresken, Kupferstiche oder Skulpturen realisiert wurden. Von einigen wurden die Ausführungen zerstört, von einigen sind (noch) keine Ausführungen bekannt.
Bildhauerentwürfe
Bildhauer, aber bisweilen auch Maler schufen kleine plastische Modelle von ihren künstlerischen Vorhaben in Wachs, Ton oder Holz. Bei ihnen spürt man den kreativen Schöpfungsprozess besonders intensiv. Die Ausführungsgrade reichen von grob angelegt bis zur stupenden minuziösen Detailarbeit.
Einzelne Teilpartien, wie zum Beispiel Bein- oder Armstudien, wurden so gemacht oder, wie die Beispiele der Sammlung Rossacher zeigen, das ganze Kunstwerk im kleinen Format. Die Verwendung von Ton ermöglichte ein rasches Arbeiten, wurde das Werk dann gebrannt, erlangte es eine sehr große Haltbarkeit. Selbstverständlich dienten auch diese Modelle als Vorlage für den Auftraggeber.
DomQuartier Salzburg | Nordoratorium
17. Mai 2014 bis 6. April 2015