Linzer Goldhaube, 1. Hälfte 19. Jh., Goldlamé, Goldpailletten und Flinserln, leonische Golddrähte, Tüll, Salzburg Museum, Inv.-Nr. 275-61
Linzer Goldhaube, 1. Hälfte 19. Jh., Goldlamé, Goldpailletten und Flinserln, leonische Golddrähte, Tüll, Salzburg Museum, Inv.-Nr. 275-61Klicken um Bild zu vergrößern

Vom Schleier und Kopftuch zur „Linzer Goldhaube“

  
In der Frauenkleidung entstanden aus dem um den Kopf gelegten Tuch oder Schleier des Altertums im Laufe des Mittelalters die verschiedenen Haubenformen.
Am Ende des 12. Jahrhunderts trug die Frau das Gebende: Der lose Kopfschleier wurde unter dem Kinn durchgeführt und ohrenbedeckend unter einen kronenartigen Stirnreifen gewunden. Im 13. Jahrhundert verbreiterte sich diese Binde, sodass bei mehrmaligem Umwinden des Kopfes auch Wange und Haare verdeckt blieben.
Wohl aus praktischen Gründen verfestigten sich die Wickelungen und Bindungen der Kopfschleier in den folgenden Jahrhunderten allmählich zur Haube. Mittels Näharbeit und formverstärkenden Einlagen wie Draht, Rosshaar und Papier waren der Entwicklung vielfältigster Haubenformen keinerlei Grenzen mehr gesetzt.
Ihren Ausgangspunkt nehmen sie von der sich Ende des 17. Jahrhunderts entwickelnden gesteiften Bodenhaube. Sie beinhaltet bereits alle formbildenden Kriterien der Haube: Scheitel- oder Kopfteil, Spitzenrand, vergrößert zu Schirm oder Blende, und das (zur Schleife gebundene) Zugband. Auf der Schrumpfung beziehungsweise Wucherung eines dieser Elemente beruhte fortan die Weiterentwicklung sämtlicher Haubenformen.
Antikisierende Einflüsse des Napoleonischen Zeitalters wie auch der im 19. Jahrhundert allgemein einsetzende Prozess der Emanzipation der Frau gegenüber dem Mann in der Kleidung hat die kühne Kreation der Linzer Helm- oder Flügelhaube hervorgebracht: Kopfteil und Boden verkümmern zum Knauf, der Haubenschirm wuchert zur Radform, wird helmartig um den Kopf gelegt und hinten zum Flügel hochgezogen. Die ursprüngliche Nackenschleife (ehemals Zugband der Bodenhaube) wandert mit in die Höhe und verdeckt zugleich die Nahtstelle zwischen Knauf und Flügel. Was der prunkvolle Dragonerhelm beim uniformtragenden Mann ausmachte, das repräsentierte die „Linzer Goldhaube“ fortan für die Frau.

  

Salzburg Museum | Volkskunde Museum

28. März bis 1. November 2015

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