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Männliche und weibliche Rollen
Soldatinnen der Heimatfront
So wie Männer ihre Wehrpflicht erfüllten, sollten Frauen an der Heimatfront ihren Anteil leisten und damit ebenfalls zum Sieg beitragen. Frauen rückten ins Zentrum der Propaganda. Als Frauen und Mütter mussten sie ihre „Kriegshelden“ unterstützen, als weibliche Patriotinnen ihr Vermögen und ihre Arbeitskraft in den Dienst des Kriegs stellen sowie geduldig Hunger und Not ertragen.
Änderung der Rollenverteilung
Im Kriegsverlauf änderte sich die Rollenverteilung. Frauen mussten das Überleben ihrer Familien sichern, in eigener Verantwortung Wirtschaftsbetriebe leiten und die Arbeit der an der Front weilenden Männer übernehmen. Dazu kam die Trauer um gefallene Angehörige. Je unerträglicher die Lebensbedingungen wurden, umso mehr lehnten sich die Frauen dagegen auf. Zugleich bekam das Bild des „stolzen Helden“ Risse – gebrochene Männer kehrten zu ihren Frauen zurück.
„Heilige“ …
Die Krankenschwester als „Engel in Weiß“ galt als Inbegriff der dem Vaterland dienenden Frau. Gerade für bürgerliche und adelige Frauen bedeutete die Pflege zunächst eine Abwechslung im Alltag. Diese „Verwundetenromantik“ hatte jedoch mit den Arbeitsbedingungen der Armeeschwestern an der Front wenig zu tun, viele Frauen erlitten im Dienst Traumatisierungen.
… und „Hure“
Prostitution und mehr oder weniger freiwillige Arbeitsleistungen von Frauen sind verdrängte Kapitel. Manche Salzburger Frauen legten all ihre Scham ab und prostituierten sich, um in der Notsituation das Überleben ihrer Familien zu sichern – wobei sie mit empfindlichen Strafen rechnen mussten. Umgekehrt galt es als selbstverständlich, dass Soldaten an der Front sexuelle Beziehungen zu Frauen hatten – die Grenzen zwischen Freiwilligkeit und Zwang waren für diese Frauen allerdings fließend.
Frauen in der Armee
1917 waren im freiwilligen weiblichen Hilfskorps der k.u.k.-Armee geschätzte 33.000 bis 50.000 Frauen als Küchenhilfen, Kellnerinnen, Schneiderinnen, Schusterinnen, landwirtschaftliche Arbeiterinnen, technische Gehilfinnen, Telefonistinnen, Krankenschwestern und auch als soldatische Hilfskräfte im Heeresdienst an der Front.
Victoria Savs
Einige Frauen suchten bewusst den Kampf mit der Waffe wie Victoria Savs (geb. 1899 in Bad Reichenhall, gest. 1979 in Salzburg). Vom Vater mit militärischer Disziplin und im Umgang mit Waffen erzogen, durfte sie 1915 mit Bewilligung Erzherzog Eugens als Hilfskraft in das k.k. Landsturm-Infanteriebataillon Nr. II, in dem ihr Vater diente, einrücken. 1917 musste ihr nach einer schweren Verwundung ein Bein amputiert werden. Savs konnte sich nach 1918 im zivilen Leben nur schwer zurechtfinden und wandte sich später – wie unzählige Männer – der NSDAP zu, von der sie Anerkennung ihrer Armeedienste erhoffte.
Männlichkeit
Die soldatisch geformte Männlichkeit bestimmte das Idealbild in der Habsburgermonarchie vor 1914 und besonders nach Kriegsausbruch. Das Bild des wehrhaften Helden tauchte vor allem in der Kriegspropaganda auf und machte auch vor Jugendlichen nicht Halt. Mit großem propagandistischen Aufwand und Stolz wurden die jugendlichen Soldaten präsentiert, die meist mit ihren Vätern einrückten. Wenig erfährt man jedoch über ihr weiteres Schicksal.
Homosexualität
Je männlicher die Soldaten in der k.u.k.-Armee sein mussten, umso mehr wurde Homosexualität verdrängt und bekämpft. Die Grenze zwischen Kameradschaft und homosexueller Beziehung war manchmal fließend. Einerseits kam es zu Übergriffen gegenüber homosexuellen Soldaten, andererseits war es an der Front erwünscht, wenn Männer sich als Frauen verkleideten und Theater spielten.
Jugend im Ersten Weltkrieg
… so werden einem die schönsten Jahre seines Lebens geraubt und unglücklich gemacht …. weiß nicht für was …?, schreibt Josef Altendorfer in einem Feldpostbrief vom 28. August 1917. Kinder und Jugendliche wurden umfassend in den Dienst des Kriegs gestellt. Als Teil der Zivilbevölkerung waren sie nicht nur von Tod, Hunger und Mangel betroffen, sondern wurden auch für die Kriegswirtschaft mobilisiert und eingesetzt. „Scharpiezupfen“ und „Liebesgaben“ prägten die Schulzeit, Hamsterfahrten und das stundenlange Anstellen um Lebensmittel gehörten zum Alltag.
Zwischen Ablenkung und bitterem Ernst
Während in Salzburg das gesellschaftliche Leben zunächst weiterlief und Ablenkung u. a. durch Tanzveranstaltungen bot, sahen sich die jungen Männer als einrückende Soldaten alsbald mit der harten Wirklichkeit in den Schützengräben konfrontiert. Viele wurden verwundet oder erlagen ihren Verletzungen in den Lazaretten. In Feldpostbriefen berichten sie den Daheimgebliebenen. Am Ende des Kriegs war eine ganze Generation junger Menschen desillusioniert und traumatisiert.
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