Josef Stoitzner (1884-1951)

Landschaften - Stillleben - Interieurs

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Märzschnee, 1917, Privatbesitz
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Stillleben mit Spirituosen („Schider Salzburg“), um 1915, Salzburg Museum, Inv.-Nr. 1087-83
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Balkonzimmer im Millinger-Haus Bramberg, um 1940, Privatbesitz
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Nach dem Regen, um 1925, Privatbesitz
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Kirschbaum im Frühling, um 1940, Privatbesitz
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Späte Ehrung für einen großen Maler

Stoitzner war nie ein fortschrittlicher Maler, was dazu geführt hat, dass die Fachwelt, die immer auf die innovativen Leistungen erpicht ist, von ihm keinerlei Notiz genommen hat. Seit rund zwanzig Jahren hat der Künstler in der Wertschätzung durch das Publikum und den Kunsthandel allerdings einen solchen Aufschwung erlebt, dass es nicht mehr möglich war, ihn weiterhin zu ignorieren. Die Erkenntnis, dass sich auch abseits der Avantgarden hervorragende künstlerische Kräfte entfalteten, macht gewisse Korrekturen im bisher üblichen Beurteilungsschema nötig.

Was Stoitzner zur endgültigen Etablierung noch fehlte, war die Würdigung durch eine repräsentativ angelegte Museumsschau. Diese Aufgabe wird nun vom Salzburg Museum, das 1983 sein erstes Stoitzner-Bild erworben hat, wahrgenommen. Zehn Jahre später konnte das größte Werk des Künstlers, die "Klausenmühle bei Mittersill", in die Sammlung übernommen werden. Mittlerweile ist der Besitzstand auf sechs Ölbilder und mehrere Grafiken angewachsen.

Dank der engagierten Mithilfe von Stoitzner-Sammlern aus ganz Österreich und sogar aus den USA sowie tatkräftiger Unterstützung von Seiten der in der Schweiz lebenden Nachkommen des Malers ist es nun möglich geworden, über achtzig der besten Werke Stoitzners in der Kunsthalle zu versammeln. Begleitend zur Ausstellung erscheint im Verlag des Salzburg Museum eine rund 220 Seiten starke Publikation, die mehr als 150 ganzseitige Abbildungen enthält - die erste Buchpublikation über diesen lange unterschätzten großen Maler.

Dennoch handelt es sich dabei lediglich um einen Ausschnitt aus dem Gesamtschaffen Stoitzners. Denn trotz seiner lebenslangen beruflichen Bindung war er produktiv wie kaum ein anderer Zeitgenosse. Wie ausgerechnet Salzburg zu Stoitzner kommt, erklärt sich dadurch, dass der gebürtige Wiener 1909 die Tochter des Bramberger Gemeindearztes heiratete und sich seither im Oberpinzgau zuhause fühlen durfte. Landschaftliche Vorlieben hatten ihn bereits 1902, damals noch unter den Fittichen seines Vaters Konstantin Stoitzner, eines bekannten Wiener Malers, in diesen Landesteil geführt.
Dabei ist Stoitzner beileibe nicht der biedere Heimatmaler, als den man ihn lange Zeit angesehen hat. Gerne wird unterschlagen, dass neben den die Kunstentwicklung vorantreibenden Strömungen auch der Realismus des 19. Jahrhunderts weiterentwickelt wurde, was zumal unter den Mitgliedern der Wiener Secession zu bemerkenswerte Leistungen führte.

 

Mitglied der Secession

Josef Stoitzner gehörte dieser in Österreich tonangebenden Künstlervereinigung bereits in jungen Jahren, nämlich seit 1906, an und stellte dort regelmäßig seine neuesten Werke aus. Da er von Natur aus ein bescheidener Mensch war, hat er ansonsten kaum etwas unternommen, um sich einen Namen zu machen. So ist zu Lebzeiten nur ein einziger längerer Artikel über ihn erschienen. Er verfügte jedoch auch ohne den Segen der Kunstexperten stets über einen großen Kundenstock. Zu seiner Berufsverpflichtung als Mittelschullehrer und später als Fachinspektor in Wien und Graz kam 1932 ein Lehrauftrag für Didaktik an der Akademie der bildenden Künste, an der er selbst von 1906 bis 1909  studiert hatte.

Josef Stoitzners Anfänge als Künstler zu Beginn des 20. Jahrhunderts standen im Zeichen des Jugendstils. Mit seinen Farbholzschnitten wurde er zuerst bekannt. Die grafische Komponente sollte aber auch in seinem malerischen Schaffen die bestimmende Rolle spielen. Stoitzner gelang es, die Prinzipien der flächigen und linearen Stilisierung mit einer gesteigerten raumplastischen Wirkung zu vereinbaren. Seine Auffassung der Landschaft bleibt zwar in der realistischen Tradition, lässt aber alles Romantisierende und Beschauliche hinter sich und wirkt modern im Sinn einer kühlen Sachlichkeit.
Die Prägnanz, mit der jede Form herauspräpariert wird, und der in der Bildkomposition überall durchgreifende Ordnungssinn steigern die Anschaulichkeit zu ungewohnter Klarheit und Schärfe.

Zu dem Eindruck des fremdartig Berührenden einer vertrauten Motivwelt trägt auch die Abwesenheit des Menschen bei. Nicht den spektakulären Szenerien, sondern den unauffälligen Seiten der bäuerlichen Kulturlandschaft gehört sein Interesse als Maler. Er drückt ihnen einen Stempel auf, der wenig mit einer konventionellen Sicht des Ländlichen zu tun hat: den vom Schnee gesprenkelten Äckern, den kahlen Wetterbäumen, verwitterten Schuppen und Scheunen, dämmerigen Werkstätten und alten Bauernstuben. Nichts lenkt dabei von einer klaren und insofern auch gleichzeitig "unwirklichen" Wahrnehmung ab.

Das Interesse an Stoitzner-Bildern hat in den letzten Jahren enorm zugenommen. Eine große Retrospektive, wie sie das Salzburg Museum nun erstmals bietet, fehlte diesem weithin unterschätzten Künstler noch zur Festigung seines Rufs. Denn kaum ein anderer Maler hat die bedeutende Tradition des österreichischen Stimmungsrealismus so ambitioniert im 20. Jahrhundert weitergeführt wie Josef Stoitzner.

 

Ausstellungskurator: Dr. Nikolaus Schaffer

  

Neue Residenz | Mozartplatz 1

30. Jänner bis 30. Mai 2010

 

>>> Lebenslauf Josef Stoitzner 

 

Kurzfilm: Josef Stoitzner (youtube)

 

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