Gebirgswelten und Morgenland
Mit einem Rundgang durch das Panorama Museum reist man derzeit von der Wengern Alpe im Berner Oberland und die Gipfel von Eiger und Jungfrau über den Großglockner mit dem Pasterzengletscher bis in das Morgenland, wie der Orient früher bezeichnet wurde. Auf seinen Kosmoramen hat hat Hubert Sattler längst vergangene Zeiten minutiös dokumentiert und für die Nachwelt zum „Entdecken“ festgehalten.
Hubert Sattlers Kosmoramen entstanden in penibler Pinseltechnik im Atelier des Künstlers. Als Arbeitsbehelf diente ihm ein reicher Vorrat von meist sehr detaillierten Skizzen, die sich auf seinen Reisen angesammelt hatten, war er doch fast ständig auf Motivsuche unterwegs. In späteren Jahren nahm ihm die Fotografie einen Teil dieser mühsamen Vorarbeit ab.
Morgenland
Die Orientbilder stellen einen besonders attraktiven Komplex des umfangreichen Bestandes an Kosmorama-Bildern des Salzburg Museum dar, und sie sind zum Großteil unmittelbar nach seiner einjährigen Reise entstanden, die ihn 1842 von Konstantinopel nach Beirut, über den Libanon und Damaskus ins Heilige Land führte.
Hubert Sattler lässt die heiligen Stätten Palästinas ebenso wie die berühmten, damals noch halb verschütteten archäologischen Monumente Altägyptens und die prachtvollen Moscheen Konstantinopels und Kairos Revue passieren. Er scheute weder Zeit noch Mühen, Land und Leute aufmerksam zu studieren. Erst unlängst ist bekannt geworden, dass er seine Nilreise gemeinsam mit dem namhaften finnischen Orientalisten Georg August Wallin unternommen hat und dass beide in Theben die Bekanntschaft des berühmten deutschen Ägyptologen Karl Richard Lepsius gemacht haben, der damals eine Expedition durch das Niltal leitete. Auch Sattler sah die Welt mit den Augen des Forschers. Und so ist seinen Kosmoramen ein objektivistischer Zug eigen, der sie von herkömmlichen Galeriebildern deutlich unterscheidet. Schon die zeitgenössischen Betrachter faszinierte die daguerrotypiehafte Präzision der Wiedergabe. Gleichzeitig lässt er das Licht und die Farben alle Verführungskünste spielen. Hubert Sattler entwickelte als Maler eine besondere Methode, das Ferne zu vergegenwärtigen, nahe zu rücken, ohne ihm den Zauber des Erträumten, Wunschbildhaften zu nehmen.
Obwohl Sattler eine exakte Wirklichkeitsschau anstrebt, zerstört er nicht den Wunderglauben. Das Heilige Land etwa schildert er so, dass sich der Betrachter als Zeitgenosse der Bibel fühlen kann. Etliche der Bilder, denen ihr „Wanderleben“ viele Schäden zugefügt hatte, bedurften der restauratorischen Behandlung und wurden nach langer Zeit erstmals wieder präsentabel gemacht.
Zum „Morgenland“ erscheint wieder eine Publikation im Rahmen der „Salzburger Museumshefte“, in denen bisher schon die „Metropolen“ und die „Gebirgswelten“ vorgestellt wurden.
1 | Istanbul, vom Friedhof Eyüp aus, 1851, 106 x 159 cm, Inv.-Nr. 9000/49 |
2 | Atmeidan, Hauptplatz in Istanbul, mit Blauer Moschee, 1843, 104, 132,5 cm, Inv.-Nr. 9077/49 |
3 | Jerusalem, vom Ölberg aus, 1869, 104 x 132,5 cm, Inv.-Nr. 9079/49 |
4 | Das Innere der Grabeskirche in Jerusalem, 1843, 104 x 132 cm, Inv.-Nr. 9060/49 |
5 | Kloster Mar Saba zwischen Jerusalem und dem Toten Meer, 1849, 104 x 133,5 cm, Inv.-Nr. 9076/49 |
6 | Ansicht von Mekka in Arabien, 1897, 100 x 130,5 cm, Inv.-Nr. 9083/79 |
7 | Das Katharinenkloster am Sinai in Ägypten, 1851, 135 x 103,5 cm, Inv.-Nr. 9084/79 |
8 | Kairo, Salah El-Din-Platz, 1850, 104 x 133 cm, Inv.-Nr. 9002/49 |
9 | Die Pyramiden von Gizeh mit Sphinx in Ägypten, 1851, 104,5 x 133 cm, Inv.-Nr. 9070/49 |
10 | Die Kolosse des Memnon in Ägypten, 1846, 104,5 x 132,5 cm, Inv.-Nr. 9075-49 |
11 | Der erste Nil-Katarakt an der Grenze von Nubien und Ägypten, 1846, 101 x 129 cm, Inv.-Nr. 9076/49 |
12 | Der Felsentempel von Abu Simbel in Ägypten, 1846, 105 x 133 cm, Inv.-Nr. 9072/49 |
Gebirgswelten
13 | Das todte Meer in Palästina, 1852, 104 x 132 cm. Inv.-Nr. 9088/49 |
14 | Der große Canon [Grand Canyon] des Colorado, o.J., 100 x 130,5 cm. Inv.-Nr. 9066/49 |
15 | Aussicht von der höchsten Spitze des Felsens von Gibraltar in Spanien, 1869, 98,5 x 123,5 cm. Inv.-Nr. 9045/49 |
16 | Aussicht vom Mon[t]serrat in Catalonien, 1868, 99 x 124 cm. Inv.-Nr. 9016/49 |
17 | Der Felsen-Circus von Gavarnie [Cirque de Gavarnie] in den Pyrenäen, aufgenommen vom Berge la Holle, o. J., 98,5 x 124,5 cm |
18 | Ansicht des Rjukan Foss, ein Wasserfall in Südnorwegen, o. J., 105 x 130 cm. Inv.-Nr. 9009/49 |
19 | Das Lauterbrunn[en]thal mit dem Staubbach in der Schweiz, 1868, 123,5 x 98,5 cm. Inv.-Nr. 9034/49 |
20 | Aussicht von der Wengernalpe im Berner Oberlande auf den Eiger, Mönch und die Jungfrau, o. J., 106 x 159 cm. Inv.-Nr. 9051/49 |
21 | Das 13.797 Fuß hohe Matterhorn oder Mont Cervin vom schwarzen See in einer Höhe von 8000 Fuß aus aufgenommen, 1867, 101,5 x 123,5 cm. Inv.-Nr. 6079/49 |
22 | Ansicht des Kesselfalls im Kapruner Tal, ca. 1895, 100 x 130,5 cm. Inv.-Nr. 7275/4 |
23 | Der 12018 Fuß [3.798 m] hohe Großglockner mit dem Pasterzengletscher, 1867, 99 x 125 cm. Inv.-Nr. 7080/49 |
24 | Die Kunststraße über das Stilfserjoch mit dem Ortler, 1861, 100 x 128,5 cm. Inv.-Nr. 7012/49 |
Panorama Museum | Residenzplatz
täglich 9-17 Uhr, Donnerstag bis 20 Uhr
Ausstellungskurator: Dr. Nikolaus Schaffer