ENTDECKTE MODERNE 1910-1945

Bilder aus der Sammlung Gerhard Schneider

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V. Nagel, Frau mit Schleife im Haar, um 1930, Öl/Lw.
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Georg Netzband, Der Sieger, Mai 1939, Öl/Lw.
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Salzburg Museum | Kunsthalle

23. Juli bis 12. Oktober 2008

 

Verfolgte Kunst

Historische Katastrophen und politische Diktaturen haben mit dazu beigetragen, dass die Kunst der letzten hundert Jahre alles andere als in gleichmäßigen Bahnen verlief. Dementsprechend muss man davon ausgehen, dass es viele Bereiche gibt, die benachteiligt, krass unterbewertet oder überhaupt ignoriert wurden und nach wie vor werden. Besonders für den Zeitraum zwischen 1933 und 1945, in dem das nationalsozialistische Regime in Deutschland und ab März 1938 auch in Österreich seine menschenverachtende Herrschaft ausübte, ist die Überlieferung auf den Prüfstand zu stellen.

Mit voller Wucht hat es damals auch die Künstlerschaft getroffen, die beispiellosen Repressalien ausgesetzt war, sofern sie nicht einem uniformen Schönheitsideal Gefolgschaft zu leisten bereit war. Die inquisitorischen Maßregelungen führten zu Arbeitsverbot und Inhaftierung, trieben die Künstler - vor allem wenn es sich um rassisch Verfolgte und politisch Andersdenkende handelte - in die Flucht oder in den Tod. Rund 20.000 Kunstwerke wurden in Museen und Ateliers beschlagnahmt. Mit ihrer Feindschaft gegenüber missliebigen künstlerischen Richtungen suchten die Machthaber jeglichen geistigen Widerstand im Keim zu ersticken. Im Schussfeld stand nicht nur die Avantgarde, sondern auch der seinem Ursprung nach deutsche Expressionismus, der bei jüngeren Jahrgängen breite Nachfolge gefunden hatte.

 

Schicksal nach 1945

Der Expressionismus wurde zwar nach dem Zweiten Weltkrieg glanzvoll als eine der bedeutendsten Errungenschaften der Kunst des 20. Jahrhunderts rehabilitiert, doch in den Genuss dieses zeitverzögerten Nachruhmes kamen fast ausschließlich jene Bahnbrecher, die schon vor den Jahren der Schreckensherrschaft einen Namen hatten. Völlig übergangen wurden hingegen die jüngeren Künstlerpersönlichkeiten, die den Expressionismus auf vielfältige Weise weiterführten. Nachdem sie durch Unterdrückung und Kriegsdienst um die besten Jahre ihrer Laufbahn gebracht worden waren, standen sie nach 1945 im Schatten der wieder erstarkten abstrakten Kunst, die das Privileg der Modernität allein für sich beanspruchte. Man ging so weit, alles figurative Schaffen generell auf die Seite autoritärer politischer Systeme zu stellen. So mussten diese Künstler neuerlich dem massiven Druck eines Kunstdiktats weichen.

So verständlich der Überschwang erscheint, mit dem nach 1945 eine neue Richtung gefeiert wurde, entschuldigt dies auf die Dauer nicht das Versäumnis gegenüber großartigen Künstlern und tragischen Schicksalen. Während sich auf anderen Gebieten die Erkenntnis durchgesetzt hat, dass die Schuld gegenüber Leidtragenden der NS-Diktatur bisher nur mangelhaft abgegolten wurde, zeigten Kunsthistoriker und Museumsleute bisher wenig Bereitschaft zu einem Umdenken.

 

Sammlung Gerhard Schneider
 

Ausstellungskurator: Dr. Nikolaus Schaffer

 

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