Die Geschichte des Residenzplatzes im Zeitraffer
Die Stadt Salzburg und ihre Anfänge
Der Bereich der historischen Altstadt scheint - wohl wegen der schlechten Verteidigungsmöglichkeiten und der drohenden Überschwemmungen - in vorrömischer Zeit nicht für Siedlungen genutzt worden zu sein. Die Stadtberge boten weit bessere Voraussetzungen. Die Hauptkriterien für die Standortwahl prähistorischer Siedlungen waren eine erhöhte Geländeposition, gute Fernsicht, ein geringer Aufwand bei der Errichtung von Verteidigungsanlagen und eine leicht zugängliche Wasserversorgung. Alle genannten Kriterien treffen auf den Rainberg bestens zu, der ursprünglich allseitig von Moor umgeben war und trockenen Fußes nur über eine schmale Verbindung vom Mönchsberg (Bucklreutsattel) erreicht werden konnte. Das reiche archäologische Fundmaterial belegt die überregionale Bedeutung dieses prähistorischen Siedlungsplatzes mit weit reichenden Handelsbeziehungen von der Steinzeit bis zu den Kelten.
Iuvavum/Salzburg in der Römerzeit
Das keltische Königreich Norikum verlor unter Kaiser Augustus im Alpenfeldzug 15 v. Chr. seine Eigenständigkeit und wurde dem Römischen Reich - weitgehend unblutig - eingegliedert. Bereits kurz nach ihrer Machtübernahme gründeten die Römer in der bis dahin unbebauten Talebene zwischen Mönchsberg und Salzach eine Siedlung, die aufgrund ihrer verkehrsgünstigen Lage am Schnittpunkt von zwei Fernverkehrsstraßen rasch aufblühte.
Unter Kaiser Claudius (41-54 n. Chr.) wurde Iuvavum als einziger Ort nördlich der Alpen zum municipium erhoben, d. h. zur Stadt mit eigenem Statut. Zur Regierungszeit Kaiser Neros (54-68 n. Chr.) dürfte das römische Salzburg seine größte Flächenausdehnung erreicht haben, die etwa jener der heutigen Altstadt links bzw. rechts der Salzach entspricht. Der gesamte Stadtbezirk, der von Iuvavum aus verwaltet wurde, umfasste das Gebiet des heutigen Bundeslandes Salzburg mit Ausnahme des Lungaus sowie den Chiemgau, den Rupertiwinkel, Teile des Innviertels und des Attergaus.
Die wechselvolle Geschichte der römischen Stadt endet im 5. Jahrhundert n. Chr. mit einem Befehl Odoakers, der die Räumung des Gebietes nördlich des Alpenhauptkamms und den Abzug der Romanen (Nachkommen der römischen Bevölkerung) nach Italien anordnete (488 n. Chr.). Einige Gräberfelder im Stadtgebiet und Einzelfunde belegen jedoch das Weiterbestehen einer Siedlung an dieser Stelle.
Die römischen Befunde auf dem Residenzplatz
Das Aussehen von Iuvavum stellt sich uns - trotz vieler kleinräumiger archäologischer Untersuchungen - immer noch recht lückenhaft dar. So konnten wesentliche Bestandteile einer römischen Stadt wie etwa das Forum, das Theater oder der Tempelbezirk bislang nicht lokalisiert werden.
Bei den Grabungen auf dem Residenzplatz gelang die Auffindung eines längeren (Haupt-) Straßenstücks, das beidseits von Gebäuden gesäumt wird. Die Ausgrabungsbefunde sprechen für eine Interpretation als Wohn- und Geschäftsviertel, in dem gehobener Ausstattungsstandard durch Boden- bzw. Wandheizungen sowie reiche Wandmalereien fassbar wird. In diesem Areal waren aber auch Metallgießer ansässig, die sich insbesondere auf die Erzeugung von Fibeln, Gürtelbeschlägen und Pferdezaumzeug spezialisiert hatten und diese Produkte wohl an Ort und Stelle verkauften.
Die Auffindung eines römischen Weihealtars liefert einen vagen Hinweis auf die Existenz eines nahe gelegenen religiösen Bezirks. Die römischen Baureste waren zum Teil durch Nutzungen aus jüngerer Zeit für Kirchenbauten, Domfriedhof, Residenzbrunnen, Leitungstrassen etc. zerstört worden.
8. bis 11. Jahrhundert - Frühmittelalterliche Funde vom Residenzplatz
Riemenzungen waren vor allem am Ende eines Ledergürtels befestigt. Das Riemenende wurde vom Gürtelträger durch eine Schnalle gezogen und hing lose herab. Solche Riemenzungen verwendete man jedoch auch für Schließen von Büchern und Taschen. Spaltriemenzungen mit antiken beziehungsweise völkerwanderungszeitlichen Motiven verweisen in den karolingischen/bajuwarischen Kulturkreis. Auf Betreiben Karls des Großen griffen die fränkischen Handwerker in der zweiten Hälfte des 8. Jahrhunderts wieder Formen und Motive auf, die dem reichhaltigen Erbe der regionalen, spätantiken, mediterranen, byzantinischen, aber auch der insularen Kunst entstammten. Bei sämtlichen auf dem Residenzplatz gefundenen karolingischen Riemenzungen handelt es sich um Unikate. Riemenbeschläge wurden auf Gürteln montiert und mit floralen und geometrischen Motiven graviert. Sie datieren ins letzte Drittel des 8. Jahrhunderts und gehören zu vielteiligen Gürtelgarnituren aus dem Gebiet der Awaren im östlichen Mitteleuropa.
Scheibenfibeln stellen eine beliebte Schmuckform im Frühmittelalter dar. Sie waren im Fundmaterial aus Salzburg bislang nur recht spärlich vertreten. Die Fundstücke vom Residenzplatz stammen aus unstratifizierten Schichten, d. h. sie wurden durch jüngere Bodeneingriffe (Domfriedhof, Kirchenbauten) aus ihrer ursprünglichen Situierung verlagert. Es ist daher nicht mehr zu klären, ob die Fibeln verloren wurden oder ob sie aus Gräbern eines älteren Friedhofs stammen.
12. bis 16. Jahrhundert - Der romanische Dom und der Domfriedhof
Nach der Zerstörung des Vorgängerbaus bei einem Brand im Jahr 1167 wurde unter Erzbischof Konrad III. 1181 mit der Errichtung eines neuen Doms begonnen, der um 1200 geweiht wurde. Dieser spätromanische Kirchenbau stand - leicht gedreht - weiter nordöstlich als der heute bestehende barocke Dom. Seine Fundamente erstrecken sich daher auch auf den Residenzplatz.
Weite Bereiche des Platzes wurden ursprünglich durch den Domfriedhof - die ehemals größte innerstädtische Nekropole - eingenommen. Das Friedhofsareal war durch eine umlaufende Mauer begrenzt. Einige kleinere Kapellen, diverse Anbauten an die Nordfront des spätromanischen Doms, aber auch die bereits um 1110/30 begründete Johanneskapelle zählen ebenfalls zum Erscheinungsbild des Residenzplatzes in dieser Zeit. Die Gräber des Domfriedhofs enthielten zumeist keine Beigaben. Rosenkränze und Paternoster aus Bein oder auch Trachtbestandteile aus Metall wie Gürtelschnallen u. ä. sind hingegen vereinzelt belegt. Die Ausdehnung des Domfriedhofs wurde durch die Errichtung eines oberirdischen Verbindungsgangs zwischen Neuer und Alter Residenz 1592 durch Erzbischof Wolf Dietrich von Raitenau markant verringert. Um 1600 wurde der Friedhof völlig aufgelassen. Die Bestatteten wurden dabei jedoch meist nicht exhumiert.
Der Residenzplatz ab 1600
Nach dem Brand des spätromanischen konradinischen Doms 1598 sah Erzbischof Wolf Dietrich die Möglichkeit für eine grundlegende Neugestaltung dieses zentralen Areals. Er ließ den durch den Brand schwer beschädigten Dom sowie östlich davon liegende Bürgerhäuser abbrechen. Zwischen der von ihm errichteten Neuen und der umgebauten Alten Residenz sollte nach italienischem Vorbild ein repräsentativer Platz - gerahmt von einem neuen Dom und den übrigen Gebäudefassaden - entstehen.
Dieses städtebauliche Konzept konnte erst unter den Nachfolgern Wolf Dietrichs fertig gestellt werden und fand unter Erzbischof Guidobald Graf Thun 1656/61 mit der Errichtung des Residenzbrunnens als zentralem Bezugspunkt seinen Abschluss. Thun ließ auch die inzwischen profanierte Johanneskapelle abbrechen und den heute noch sichtbaren Quadersockel an der Alten Residenz vorblenden. Mit einer flächigen Rollsteinpflasterung wurde der Residenzplatz quasi versiegelt, was die vergleichsweise geringe Zahl neuzeitlicher Funde erklärt.
Die moderne Nutzung des Residenzplatzes
Eine Auswahl an jüngeren und jüngsten Fundstücken von den Ausgrabungen auf dem Residenzplatz zeigt, dass sich das Spektrum der Funde verlorener Gegenstände kaum von jenem der römischen oder mittelalterlichen Zeit unterscheidet. Es handelt sich ebenfalls um Münzen, Gürtelschnallen, Schmuckanhänger und Anstecknadeln.
Der Residenzplatz wurde im 20. Jahrhundert für große (politische) Aufmärsche und Kundgebungen genutzt, diente lange Zeit als Parkplatz und muss heute immer wieder für den Rupertikirtag, Popkonzerte und andere Events herhalten. Die Neugestaltung der eher staubig wirkenden Oberfläche ist trotz mehrerer Anläufe bisher gescheitert.
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