Georg Muffat (1653-1704)
Ein musikalischer Kosmopolit am Salzburger Hof
Georg Muffats Wunsch, dass er mit seiner Musik keinen Krieg anstifften, sondern vielleicht derer Völker Zusammenstimmung, dem lieben Frieden etwann vorspielen wolle, macht deutlich, dass Musik auch eine politische Seite besitzt. Die zahlreichen kriegerischen Konflikte, in die Frankreich unter Louis XIV. verwickelt ist, erschweren es dem ehemaligen Schüler aus dem Umkreis Lullys, die von der italienischen Kompositionsweise stark beeinflusste deutsche Musiklandschaft durch französische Elemente zu bereichern. Seine Aussage, ... damit weder die eine zu dunkel pathetisch wird, noch die andere zu leichtherzig frei ..., unterstreicht die extremen regionalen Unterschiede in den Musikstilen dieser Nationen.
Wie die Bildende Kunst des italienischen Barocks von Leidenschaft und Formenfülle bestimmt ist, so lässt das Überquellen der Sinnesfreude auch in der Musik viel Spielraum für Fantasie und reich verzierte Improvisation. Das Ausschmücken der Melodie – zuweilen bis zur Unkenntlichkeit – nach italienischem Geschmack führt in Frankreich zu einer Gegenreaktion, die sich mit den Worten Einfachheit, Klarheit und Kürze umschreiben lässt. Maßgeblicher Förderer dieses neuen französisch geprägten Stils ist der in Florenz 1632 als Giovanni Battista Lulli geborene und seit 1646 in Paris lebende Jean-Baptiste Lully (gest. 1687). Verzierungen im Spiel legt er durch einen speziellen Katalog fest, der nur an bestimmter Stelle zulässig ist. Ziel ist es, ein ganzes Orchester wie einen Mann klingen zu lassen.
Biografie
1. Juni 1653 | Taufe in Megève (Savoyen). Vater: Andreas Muffat. Mutter: Margarita Orsy |
1663-1669 | Ausbildung in Paris bei Jean-Baptiste Lully |
1669 | Rückkehr aus Paris in den Elsass. Besuch des Jesuitengymnasiums in Sélestat (Schlettstadt) |
1671 | Rhetoricus im Jesuitenkolleg Molsheim. Erste Anstellung als Organist des Strassburger Hochstiftes |
Zwischen 1672 und 1678 | Flucht aus dem Elsass während der Expansionskriege Louis' XIV. |
1674 | Muffats Name erscheint in den Matrikeln der Universität Ingolstadt |
1675-1677 | Möglicher Aufenthalt in Wien |
1677 | Aufenthalt in Prag. Sein frühestes erhaltenes Werk, die Sonata Violino solo, entsteht |
1678 | Ankunft und Anstellung als Hoforganist in Salzburg unter Erzbischof Max Gandolf Graf Khuenburg. Eheschließung mit Anna Elisabeth. Dezember: Geburt der ersten Tochter Maria Anna |
1679 | Komposition zum Drama Marina Armena von Otto Aichner für das Theater der Benediktineruniversität |
1680 | Komposition zum Drama Mariamne regina von Otto Aichner für das Theater der Benediktineruniversität Salzburg |
1681 | Erzbischof Max Gandolf schickt Muffat auf Studienreise nach Rom, wo er bei Bernardo Pasquini studiert und Arcangelo Corelli kennen lernt. Im Oktober wird er an der Grenze der Republik Venedig in einem Veroneser Quarantänelager als Vorsichtsmaßnahme zur Vermeidung von Seuchen aufgehalten. Einen Monat später Weiterreise nach Rom |
1682 | Druck des Erzbischof Max Gandolf gewidmeten Werks Armonico Tributo bei Johann Baptist Mayr in Salzburg |
1685 | Bemühungen um eine Anstellung am Kaiserhof in Wien |
1687 | Komposition der Oper Le fatali felicità di Plutone nach einem Libretto von Francesco Maria Raffaelini |
1690 | Überreichung des Apparatus musico-organisticus an Kaiser Leopold I. in Augsburg. Komposition der Missa in lobore requies. Zwischen 15. und 26. März Ankunft in Passau und Komposition von Il Volo Perpetuo della Fama Verace |
1695 | Die Sammlung Florilegium primum wird bei Jacob Koppmayr in Augsburg verlegt |
1698 | Die Sammlung Florilegium secundum wird bei Georg Adam Höller in Passau verlegt |
1699 | Verfasst ein musiktheoretisches Traktat für die Generalbassschule: Regulae Concentuum Partiturae |
1701 | Veröffentlichung seiner letzten Sammlung: Außerlesener mit Ernst= und Lust=gemengter Instrumental=Music Erste Versamblung In zwölff ... Concerten |
23. Februar 1704 | Tod im Alter von 51 Jahren in Passau |
Salzburg Museum | Neue Residenz
Salzburg persönlich | 1. OG Raum 1.18
4. Juli 2008 bis 1. März 2009
Kuratorin: Barbara Walther Bakk. phil.