Die ideale Größe der europäischen Staaten nach Stammesgrenzen
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Experiment eines Kleinstaates Anguilla in der Karibik
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Karikatur von Thomas Witzany
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Die wichtigsten Thesen Leopold Kohrs

 

Das Ende der Großen

Nur in einer überschaubaren Größe erreicht der Staat sein Ziel optimal: für den Einzelnen die Rahmenbedingungen für ein gutes Leben bereitzustellen. Übersteigt er diese Größe, wird der Staat zum Selbstzweck. Politisches und wirtschaftliches Größenwachstum haben einen siamesischen Zwilling: Demokratieverlust, Überwachung und Vermassung. Der immerwährende Drang nach Größe und Macht führt mit nahezu unausweichlicher Notwendigkeit zum Scheitern und Zerbrechen großer Einheiten und zeugt von einem Vernunftdefekt: Er führt dazu, dass Menschen immer wieder versuchen, große Einheiten anzustreben und - unter unendlichen fiskalischen Mühen - am Leben zu erhalten. Trotz zahlloser geschichtlicher Beispiele des scheiternden Größenwahns kann man die Ideologen der Größe und Vereinigung nicht zur Vernunft bringen, da sich Größenwahn aus Emotion und Infantilität speist. Beides ist für vernünftige Argumente nicht zugänglich.

Nur der Totalitäre erfreut sich an Einheit und Vereinigung - mehr als an der Harmonie, die durch eine sich ausgleichende Vielfalt erzeugt wird.

 

Weniger Staat

Die sinnlose Tyrannei, die in den integrierten modernen Massengesellschaften entsteht, ist die Ursache für die Gleichgültigkeit gegenüber den Problemen der Freiheit des Individuums.
Menschliche Fähigkeiten wie Kreativität und Freiheit gehen in der Masse zunehmend verloren. Massen gehorchen statistischen Gesetzen und einer - sozialpsychologisch gut erforschten - Massendynamik, die mit Freiheit inkompatibel zu sein scheint (vgl. auch Elias Canettis Masse und Macht). Der "ewige" Kampf zwischen Masse und Individuum, in welchem der Staat, die Gesellschaft, die Partei, die Nation oder die Religion das Maß aller Dinge sind und Individualismus keinen Stellenwert genießt, ist jener von David gegen Goliath.

Nur die Parteimitglieder sind der Parteidisziplin unterworfen. Für sie allein ist Handlungsfreiheit ein Verbrechen, die Abweichung von der Parteilinie Verrat.

 

Die überentwickelten Nationen

Überentwickelte Nationen sind gekennzeichnet durch ein Übermaß an Macht, das sie in der Regel dazu benutzen, über andere Staaten herzufallen und sie sich einzuverleiben. Beispiele wie China (Tibet), Indien (Kaschmir), Russland (Südossetien), Serbien (Jugoslawien-Kriege) und die USA (Irak) belegen diese These. Der Grund dafür ist das Erreichen einer "kritischen Größe": Ist eine Nation durch andauerndes Größenwachstum zu einer kritischen Größe gelangt, dann wird sie sich in Zeiten mangelnder internationaler Aufmerksamkeit oder infolge mangelnder politischer Gegenkräfte zwangsläufig andere Staaten einverleiben.

In Bezug auf den Krieg ist kritische Größe das Ausmaß, das der Staatsführung Grund zu der Annahme gibt, dass die Macht ihres Landes stärker geworden ist, als jede mögliche gegnerische Macht.

 

Entwicklung ohne Hilfe

Lange glaubten die Industrienationen, Entwicklungshilfe durch Zahlung hoher Summen erledigen zu können. Diese seit Jahrzehnten geübte internationale Praxis ist menschenunwürdig und führt meistens dazu, die Entwicklung gar nicht in Gang kommen zu lassen. Die Doktrin vom freien Handel verstärkt die Diskrepanz zwischen über- und unterentwickelten Gesellschaften, indem sie letztere zum Status quo verdammt. Geschenktes Geld beschämt auf Dauer die Empfänger, weil es Achtung und Selbstrespekt für eigenständig erbrachte Entwicklungsleistung verhindert. Klassische Entwicklungshilfe soll Entwicklungsschritte künstlich verkürzen und überspringen. Die Praxis zeigt aber, dass damit nur jene politischen Eliten an der Macht gehalten werden, die das Geld für sich beanspruchen, ohne es in die Entwicklung des eigenen Landes zu investieren. Die Not leidend Betroffenen sagen inzwischen offen, dass für sie diese Entwicklungshilfe - die meistens noch eng mit Exportförderung durch die Industrienationen verbunden ist - nicht Segen, sondern Fluch ist.

 

Probleme der Stadt / Die Stadt der Menschen

Die Architektur der Gebäude, Straßen, Plätze und öffentlichen Bauten soll einzig und allein dem Menschen und der Gemeinschaft, und was sie zum guten Leben brauchen, dienen. Menschengerechtes Planen und Bauen heißt: Einzelobjekte und Ensembles sollen z. B. geselligkeitsfördernd, optisch nachhaltig erbauend (schön, interessant) und funktionell - Stichwort: Arbeiten und Wohnen - sein. Die Fehler kurzsichtiger Stadt- und Verkehrsplanung - primäre Orientierung am mobilen Autoverkehr, gesichtslose Massenunterkünfte, genügend Platz für Aufmärsche, Selbstinszenierung von Architekten - beeinträchtigen die Lebensqualität der Stadtbewohner oft auf Generationen. Eine menschengerechte Stadt- und Verkehrsplanung kann nur unter ständiger Miteinbeziehung der betroffenen Menschen vor Ort nachhaltig Erfolg haben. Man sollte die Stadtteile als eigene Zentren wieder so anziehend machen, dass die Menschen gar keine Lust hätten, anderswohin zu fahren. Voraussetzung dafür wäre aber, dass wieder alle für den Menschen notwendigen Einrichtungen in diesen Stadtteilen vorhanden sind wie z. B. Geschäfte, Schulen, Banken, Ärzte, Theater - und die Menschen selbst.

 

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